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AutorenbildCora

Abschied nehmen tut weh

Für uns geht es jetzt in Richtung Tabasco. Dies ist die Provinz, die zwischen Campeche und Chiapas, unserem eigentlichen Ziel, liegt. Wir machen früh morgens Gorda bereit für allfällige Polizeikontrollen, schauen uns die Ölstände an und füttern Smokeit, unser kleines Opossum. Nach einiger Zeit, einem Zwischenstopp in einem Supermarkt, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen und vielen spektakulären Landschaften kommen wir an der Grenze zu Tabasco an. Selbstverständlich werden zwei Ausländer in einem Van heraus gewinkt und unser zu Hause wird zum Spielplatz gleich dreier Polizisten. Sie toben sich aus, schauen in allen Ritzen und wollen unsere Geschichte hören. Das Auto ist lupenrein, Cora trägt jedoch Smokeit, die sich gerade ihren Mittagsschlaf gönnt, in der Bauchtasche und wir hoffen, dass sie nicht durchsucht wird. Wir wollen den Polizist*innen keinen Grund geben, uns noch länger aufzuhalten. Schon wollen wir aufatmen, da beauftragt die Polizistin Cora, die Tasche zu leeren. Die Deckung fliegt auf, aber an Stelle der erwarteten Busse reagiert unser Freund und Helfer mit einem “Jööö”. Smokeit darf auch einreisen.


Die Nacht verbringen wir am Playa Estrellas. Diesen Strand erreicht man nur über eine Dreckstrasse, die an unzähligen Kuhweiden vorbeiführt. Der Strand ist einsam und wir fühlen hier sehr sicher. Leider entfällt die ersehnte Abkühlung im Meer, da “Marea Roja” herrscht. Dies ist eine Invasion toxischer Algen, die das Meer komplett rot färbt. Nach einer entspannten Nacht mit viel Wind essen wir ein Schokogipfeli und brechen auf.





Unsere nächste Etappe heisst Villahermosa. Es ist die grösste Stadt Tabascos und wir haben uns einen Schlafplatz im Stadtpark ergattert. Noch beim Einparken erblicken wir ein vorbei schwimmendes Krokodil in der Lagune. Die Besucher*innen des Parks lassen sich aber nicht davon beeindrucken und laufen nur wenige Meter davon die Promenade entlang. Es ist noch früh, also haben wir genug Zeit, um das naturhistorische Museum zu besuchen und uns spontan zu einer Reptilien- und Amphibienausstellung zu gesellen, die gerade im Park stattfindet. Auf unserem Spaziergang laufen uns lauter Nasenbären über den Weg und wir entdecken noch ein kleineres Krokodil.




Als hätten wir heute noch nicht genug Tiere gesehen, spricht uns eine Dame an, auf deren Schulter ein ausgewachsenes Opossum sitzt. Sie hat Smokeit bemerkt, die gerade an Philips Arm hinaufklettert. Im Gespräch erfahren wir, dass sie ein kleines Tierheim betreibt und vor kurzem 6 kleine Opossums aufgezogen und 5 davon in die Freiheit entlassen hat. Noa, das Sechste, konnte sie nicht freilassen, da er auf einem Auge blind ist und nicht überlebt hätte. Sie weist uns darauf hin, dass Smokeit nicht in der Hand getragen werden dürfe, da sie sich sonst zu sehr an Menschen gewöhne, was ihr das Leben in der Freiheit verunmöglichen würde. Ausserdem muss man ihr Nahrungsergänzungsprodukte geben und eine strikte Diät einhalten. Sie bietet an, Smokeit in ihre Obhut zu nehmen. Die ganze Situation ist so surreal, dass wir sie um ein bisschen Bedenkzeit bitten. Wir tauschen Nummern aus und machen noch ein paar lustige Schnappschüsse.



In der Nacht gibt es ganz viel zu besprechen, da es uns überhaupt nicht leicht fällt, uns mit dem Gedanken anzufreunden, dass dieses niedliche Geschöpf, das uns jeden Tag versüsst hat, uns schon so bald verlassen würde. Wir wissen allerdings, dass Smokeit ein wildes Tier ist und wünschen ihr ein späteres Leben in Freiheit. Es scheint uns unmöglich, in unserem kleinen zu Hause die Diät zu befolgen und Smokeit nicht mehr anzufassen. Sie schläft nämlich nachts in unserem Bett und liebt nichts mehr, als auf uns herumzuklettern.

Schweren Herzens begreifen wir, dass es das Beste für Smokeit ist, sie der Expertin zu übergeben. Natürlich wollen wir aber zuerst das Heim besichtigen, um keinen Fehler zu begehen. Das Haus ist sehr klein und überfüllt von Hunden und Katzen, die alle in Frieden zusammen leben. Die Frau zeigt uns ihre Küche, in der sie täglich Essen für alle Tiere zubereitet. Das Ganze macht auf uns einen seriösen Eindruck, da wir nun verstehen, wie viel Herzblut hinter ihrer Arbeit steckt. Unter Tränen verabschieden wir uns von unserer Kleinen.

Smokeit, wir lieben dich und du wirst für immer bei uns sein!





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