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AutorenbildCora

Das Warten hat ein Ende

In den ersten paar Tagen nach Simon und Louis Abreise tun wir uns schwer, die Motivation aufzubringen, um klettern zu gehen. Irgendwie ist der Wurm drin und wir wissen nicht genau, was wir mit uns anfangen sollen. Diese Stimmung legt sich aber wieder, sobald wir uns einmal aufgerafft haben. Die lokale Kletter-Community ist momentan so aktiv, dass wir fast jeden Tag mit mindestens acht Leuten vor Ort sind, was den Spass erheblich erhöht. Wir verabreden uns in verschiedenen Gebieten, lernen immer wieder neue Kletterer*innen kennen und bewältigen immer mehr Routen.


Ausserdem wollen wir Gorda mal wieder einem gründlichen Check-up durch einen Mechaniker unterziehen. Bevor es nach Guatemala geht, soll sie fit sein. Also begeben wir uns zum selben Mechaniker, der sie schon bei unserem letzten San Cris Aufenthalt versorgt hat. Er schaut sich alles gründlich an und bemängelt glücklicherweise nur einige Kleinigkeiten. Nichts, was nicht in einem Tag behoben werden könnte (Zündkerzenkabel wechseln etc.). Sehr zufrieden nehmen wir Gorda wieder mit nach Hause, nun haben wir eine Sorge weniger.


Der Dezember beginnt und mit ihm die Vorweihnachtszeit. Wie viele Festlichkeiten feiern die Latinos auch diese in einem grösserem Ausmass, als uns bisher bekannt. Rund um die Uhr (auch nachts) werden Feuerwerkskörper gezündet und ständig sind die Strassen durch irgendwelche Paraden blockiert. Das können Nikolausumzüge verkleideter kleiner Kinder sein, oder auch der Geburtstag der "Virgen". Als nachts um halb fünf ein riesiger Umzug mit lauten Trommlern direkt an unserem Auto vorbeizieht, ist es uns dann doch ein bisschen viel.



Obwohl wir insgesamt schon fast zwei Monate in San Cristobal verbracht haben, fällt uns auf, dass wir von der Region Chiapas noch gar nicht so viel gesehen haben, dabei hat sie sehr viel zu bieten. Zumindest den Cañon del Sumidero wollen wir besichtigt haben, bevor es weitergeht. Wir erkundigen uns und stellen fest, dass man diesen eher weniger auf eigene Faust erkunden kann, sondern nur im Rahmen einer gebuchten Tour. Also buchen wir besagte Aktivität, auch wenn wir auf solche Touri-Ausflüge eigentlich lieber verzichten. Um neun Uhr morgens werden wir mit einem kleinen Van abgeholt und zwei Stunden in die nächste Stadt Tuxtla gefahren, wo sich der Cañon befindet. Ausser uns befinden sich noch ungefähr acht weitere Personen an Bord, mit denen wir allerdings nicht so viel anfangen können.

Zuerst bringt uns der Fahrer zu zwei verschiedenen Aussichtsplattformen (Miradores), von denen aus man hinab in den Cañon sieht. Die Aussicht ist zugegebenermassen atemberaubend, auch wenn man sie sich mit anderen 50 Tourist*innen teilt. Schon von oben sieht man die Boote, die auf dem Fluss verkehren. Auch für uns geht es nachmittags weiter zum Ablegeort. Von hier aus startet die Bootstour, die zwei Stunden dauert und auf die wir uns besonders freuen. Und zu Recht, sie stellt im Nachhinein definitiv das Highlight unseres Trips dar. Zusammen mit den Leuten aus dem Auto steigen wir auf das kleine, aber schnelle Bötchen. Natürlich dürfen die knallgrünen Schwimmwesten nicht fehlen, was das Gefühl der Unabhängigkeit etwas einschränkt, aber egal. Wir düsen zwischen den hunderten von Metern hohen Felswänden entlang und bewundern die verschiedenen Formen der Natur. Es mangelt nicht an Wasservögeln, unter anderem Pelikanen, die sich allerdings "verirrt" haben und hier gar nicht brüten können. Am liebsten möchten wir jedoch die Krokodile sehen, die am Rande des Gewässers ihr Unwesen treiben. Wir werden nicht enttäuscht! Es zeigen sich mehrere, an Land dösend, sich mit offenem Maul sonnend, umherspazierend und sogar schwimmend! Und als wäre das noch nicht genug, entdecken wir später einige Äffchen, die in den Baumkronen umher schwingen. Ein voller Erfolg also. Wir bereuen keine Sekunde, Geld für diese Attraktion ausgegeben zu haben.






Gegen Mitte Dezember werden wir zunehmend nervöser. Weihnachten kommt immer näher und wir wissen immer noch nicht, wie es um unsere Papiere steht. Zudem läuft unser Visum Anfang Januar ab, wir können also nicht ewig warten. Da der Zeitpunkt des Eintreffens der Dokumente nicht in unseren Händen liegt, machen wir einfach weiter wie bisher. Klettern, Klettern, Klettern.

Irgendwann erreicht uns eine Nachricht des Anwalts. Der gesamte Prozess verzögert sich, da sich herausgestellt hat, dass all unsere bisherigen Dokumente, die wir für Gorda hatten, gefälscht sind. Dies sei eigentlich kein Hindernis, man müsse lediglich mit etwas mehr Kosten rechnen. Wir sind ein bisschen schockiert über diese Nachricht, nehmen sie aber mit Humor. Sobald die neuen Papiere da sind, wird Gorda offiziell und legal sein.


Fast haben wir die Hoffnung verloren, noch vor Weihnachten aus San Cris loszukommen, da erreicht uns am 18. Dezember die freudige Nachricht: Alle Papiere samt Nummernschildern sind da, das lange Warten hat sich gelohnt. Überglücklich holen wir die Dokumente beim Anwalt ab und sind äusserst zufrieden. Nach gründlichem Check bestätigt sich, dass alle Daten korrekt sind und nichts fehlt. Wir wollen so bald wie möglich losfahren, damit wir noch vor Heiligabend die Grenze überqueren und die Festtage in Guatemala verbringen können. Nach einem letzten Kletterausflug nach Tuxtla mit der gesamten Gruppe verabschieden wir uns von allen und machen Gorda aufbruchsbereit. Morgen kann es endlich weitergehen!



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