Es ist der Morgen des 24. Dezembers. Obwohl über die letzten Tage keine grosse Weihnachtsstimmung bei uns aufgekommen ist, wollen wir den Tag nutzen und etwas Schönes unternehmen. Zuerst stehen allerdings die Telefonate mit den Familien an. Für Cora gibt es gleich zwei unabhängige Anrufe, da ihr Vater mit Corona-Infektion in Isolation steckt. Bei Philip sitzt die ganze Familie schon gemütlich beim Apéro und wir geniessen es, wieder mal von allen zu hören. Gleichzeitig sind wir ein wenig betrübt, die Feiertage nicht mit unseren Liebsten verbringen zu können. Bei der Erinnerung daran, dass die Festtage die letzten drei Jahre immer von einer Lernphase überschattet wurden, schätzen wir uns aber umso glücklicher, unsere Zeit dieses Jahr komplett frei gestalten zu können.
Also starten wir mit unserem Tagesprogramm. Ungefähr eine halbe Stunde Fussmarsch von Panajachel entfernt befindet sich ein Luxus-Resort mit dazugehörigem Naturpark. Dort werden wir die nächsten Stunden verbringen. Der Park verfügt über mehrere Hängebrücken, einen Wasserfall, ein Schmetterlingshaus und einen kleinen Strand am See. Ausserdem ist er das zu Hause von drei Nasenbär-Grossfamilien. Das erste Exemplar läuft uns bereits vor dem eigentlichen Eingang über den Weg. Den Rest der Truppe sehen wir einige Minuten später gleich neben der ersten Hängebrücke. In den Bäumen über uns wimmelt es nur so von schlafenden, spielenden, kämpfenden oder fressenden Nasenbären. Nachdem wir sie eine Weile lang beobachten, steigen ein paar zu uns hinab aufs Sonnendeck und nähern sich uns langsam an, sodass wir sogar einzelne kurz berühren können. Wir sind entzückt!



Dann geht es weiter über Hängebrücken verschiedenster Längen, bis wir den Wasserfall erreichen. Philip kann es sich natürlich nicht entgehen lassen und gönnt sich kurzerhand eine Naturdusche. Das Wetter ist hier zum Glück warm genug.

Unser nächster Stopp ist das Schmetterlingshaus. Philip war noch nie in einem und freut sich besonders. Und nicht umsonst! Hunderte von Schmetterlingen in allen möglichen Farben flattern um unsere Köpfe. Ausserdem sind wir gerade die einzigen Besucher*innen und haben die gesamte Kuppel für uns. Darum fällt es auch niemandem auf, dass Philip immer alle Riesenschmetterlinge aufschreckt, da man nur beim Flug das wunderschöne Blau ihrer Flügel sehen kann. Draussen gibt es zudem Brutkästen mit Unmengen an Raupen und Kokons in allen Stadien.




Irgendwann haben wir genug gesehen und begeben uns an den Strand. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen und lesen eine Runde. In San Cristobal haben wir unseren Büchervorrat aufgestockt, was sich in den Tagen beim Mechaniker schon sehr ausgezahlt hat. Bevor wir uns auf den Heimweg machen, wollen wir unbedingt noch in den See hüpfen. Das Wasser ist zwar saukalt, die Aussicht lässt einen das aber schnell vergessen. Die Vulkane zeigen auch am zweiten Tag ihre volle Pracht.

Zurück im Städtchen holen wir uns zwei Flaschen Weisswein als Apéro und setzen uns damit zwischen alle Tourist*innen, um vom Ufer aus den Sonnenuntergang zu beobachten. Etwas angeheitert machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Weihnachtsschmaus. Schnell werden wir fündig. Die leckeren Düfte eines Strassengrills locken uns an. Es gibt Bratkartoffeln mit gegrilltem Gemüse, Philip bestellt sich dazu noch ein halbes Hähnchen und ein Stück Rind. Das Ganze kostet uns umgerechnet vier Franken. Dieses leckere und günstige Weihnachtsessen krönt unseren Abend.

Die nächsten Tage verlaufen sehr entspannt. Wir unternehmen nichts Grosses, spazieren am See und widmen uns unserer Lektüre. Abends schlendern wir durch die Strassenstände, wo wir uns anlässlich der Feiertage eine wunderschöne handgemachte Decke kaufen. Diese wird uns sicherlich in den kalten Nächten Guatemalas helfen.

Viktor, unser Mechaniker, startet, nachdem er selbst Weihnachten gefeiert hat, wieder mit den Arbeiten. Er rätselt auch an der Ursache für die Überhitzung und probiert mehrere Ansätze aus. Ein Leck im Kühlwasserkreislauf wird geflickt und der Kühlwassertank gereinigt. Er ist sich sicher, dass dies das Ende der Problematik darstellt und wir machen uns voller Hoffnung am 29. auf den Weg zurück zu Gorda. Falls jetzt alles klappt, würde es sogar zeitlich noch aufgehen, mit Gorda nach Antigua zu fahren, wo wir Silvester feiern wollen.
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