Es bricht unser letzter Abend an diesem traumhaften Strand an. Wir sitzen gemütlich am Wasser und kochen Spaghetti mit unserem Gaskocher. Während der Topf langsam warm wird, besichtigen wir kurz routinemässig die nächstliegenden Schildkrötennester, nur um sicherzugehen, dass wir nichts verpassen, es dämmert nämlich schon. Und tatsächlich, Philip entdeckt in einem der Nester ein kleines Köpfchen, das reglos aus dem Sand ragt. Cora testet kurz, ob es noch lebt (ja, tut es) und wir schicken Sean, der übrigens einen "Schildkrötenbesichtigungsausweis" besitzt, ein Bild. Da wir im Moment die einzigen Personen auf dem Grundstück sind, wissen wir nicht so recht, was zu tun ist. Der heimische Hund und die Katzen schleichen auch schon aufgeregt um das Nest herum. Sean beauftragt uns, das Nest im Auge zu behalten und sagt, ein Freund der Universität sei auf dem Weg, um auch gleich noch weitere 100 Schildkrötenbabys am Strand auszusetzen. Nach einiger Zeit befreit sich das eine Baby und wir können es bis ins Meer begleiten. Wir sind überglücklich, dieses Phänomen doch noch erlebt zu haben.Normalerweise würden aus einem Nest über 150 Schildkröten schlüpfen, allerdings wurde dieses Nest vom Hund ausgegraben, sodass nur ein einziges Ei überlebt hat.
Noch bevor die Spaghetti fertig gekocht sind, taucht eine Latino-Familie am Strand auf. Es handelt sich um den Schildkrötenexperten und seine Entourage. In seiner Hand trägt er einen Eimer voller Schildkrötenbabys, ungefähr 100 Stück. Er lädt uns ein, mit ihnen die Tiere am Wasser zu deponieren, sodass sie sicher ihren Weg finden. Gesagt, getan. Zusammen setzen wir alle aus. Als wir am Ende kontrollieren wollen, ob es auch alle ins Wasser geschafft haben, wimmelt es hinter uns plötzlich von hektischen Schildkrötenbabys. Sie scheinen von weiter oben am Strand zu kommen. Wir rennen hoch und sammeln auf dem Weg alle, die in unsere Hände passen, ein, um sie vor den hunderten von Krabben zu schützen, die hungrig auf ihr Abendessen lauern. Der Eimer, den wir gerade erst geleert haben, ist schon wieder voll. Philip organisiert unseren Mülleimer aus dem Auto als zweites Depot. Die Quelle der Invasion ist ein weiteres Nest, dieses war aber nicht markiert und somit nicht auf unserem Radar. Insgesamt sammeln wir nochmal um die 100 Babys ein, einige fallen leider auch den blutrünstigen Krabben zum Opfer und tragen Verletzungen davon.Nachdem wir sichergestellt haben, dass niemand vergessen wurde, tragen wir den Eimer ans Wasser und lassen alle frei. Der Experte erklärt uns, dass von 1000 Jungtieren nur ca. 1-2 überleben. In 13 Jahren werden die tapfersten wieder an diesen Strand zurückkehren, um wiederum ihre Eier hier abzulegen.
Zurück bei unseren Nudeln stellen wir fest, dass diese völlig verkocht und ungeniessbar sind, aber das ist uns egal. Dieses einmalige Erlebnis würden wir gegen nichts auf der Welt tauschen. Nun ist unser Aufenthalt im Paradies komplett und wir können diesen Ort unbeschwert verlassen.
Sensationelles Erlebnis!