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Surf, Skate & Pupusas

  • Autorenbild: Cora
    Cora
  • 24. März 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Nach einer Nacht in Gorda müssen wir nur noch den Vormittag abwarten, bis sie wieder strassentauglich ist. Obwohl die Zylinderkopfdichtung ausgetauscht wurde, ist Gorda nicht mehr die Alte. Man merkt, dass sie zu kämpfen hat und von nun an ein schonenderes Programm braucht. Dies sollte aber passen, da unsere Reise nur noch der Küste entlang geht und es keine Berge mehr zu bezwingen gibt. Die nächste grosse Herausforderung stellt sich jedoch sogleich. Wir müssen die 2000 Höhenmeter von Xela nach El Paredon herunter. Dies könnte sich zu einer Generalprobe für unsere Bremsen entwickeln. Vorher muss allerdings noch eingekauft werden. Es fehlt an Nahrungsmitteln und einem Linsenmittel für Cora. Die hochmoderne, sprudelnde Edelflüssigkeit, die sie normalerweise verwendet, kann man nur in der Schweiz erwerben. Sie muss sich also mit dem normalen Mittel begnügen. Ob ihre empfindlichen Augen darauf klarkommen, muss noch getestet werden. Nach einem Supermarkt und drei verschiedenen Optikerbesuchen ist Gorda samt Besatzung abfahrtsbereit.


Um die Bremsen ein wenig zu schonen, schalten wir bei starken Senkungen in den zweiten oder ersten Gang und benutzen so die Motorbremse. Als uns dann aber plötzlich bei einem Wechsel vom Zweiten in den Ersten der Motor abstirbt, lassen wir dieses wilde Manöver lieber bleiben. Den Motor in kurvigem, steilen Gelände zu verlieren, ist nicht so lustig und sorgt für eine kleine Schrecksekunde. Zum Glück sind wir so gemächlich unterwegs, dass Philip das Auto trotzdem an den Strassenrand lenken kann. Von nun an wird nur noch in den zweiten Gang geschaltet, die Bremsen müssen halt einfach durchhalten.


Vier Stunden später kommen wir extrem erleichtert in unserem Lieblingsdorf Guatemalas an. Jetzt darf die Karre von uns aus wieder komplett aussteigen. Wir haben unser Haus sowie alle Surfbretter und sind an einem Surfspot. Diese Ruhe wird nur dadurch gestört, dass es uns langsam nach El Salvador zieht und wir schon den Grenzübergang im Hinterkopf haben. Zuerst nehmen wir uns aber Zeit, um unser eigentliches Zuhause all unseren neuen Freund*innen hier zu zeigen. Dann verbringen wir den Abend mit Paul und seinem besten Freund Theotime, der auch gerade eingetroffen ist. Wir haben auf der Fahrt bemerkt, dass unser Ersatzreifen, den wir seit Mexiko, Barra de la Cruz, hinten links montiert haben, etwas an Luft verloren hat. Deswegen wechseln wir ihn aus, um wieder mit unseren originalen Reifen unterwegs zu sein. Dieses Unternehmen zieht sich in die Länge, da die Kurbel, an der das fünfte Rad unter dem Auto hängt, klemmt und sich nur durch rohe Gewalt bewegen lässt.



Der endgültige Abschied in El Paredon fällt schwer, fühlt sich aber auch sehr gut an, da das Abenteuer endlich wieder richtig beginnen kann. Der nächste Stopp ist selbstverständlich der erste Surfspot nach der el salvadorensichen Grenze. Beim Übergang kommt es zu einigen Verwirrungen, da man anscheinend keinen Stempel in den Pass bekommt und die Sicherheitsmassnahmen auch sonst ziemlich lax sind. Unsere Dokumente für Gorda überstehen den Test problemlos. Die Zuständige für die Untersuchung des Autos quatscht nur lässig mit uns, statt unseren Besitz zu durchsuchen. Als wir ihr sagen, dass wir ziemlich hungrig sind und einen Comedor suchen, bringt sie uns kurzerhand zwei grosse Portionen Sopa de Frijoles (Bohnensuppe), die sie im Büro vom Mittagessen noch übrig haben. Wir sind ein Mal mehr erstaunt über die Freundlichkeit und Neugier der Menschen und nehmen das Essen dankend an.


Mizata ist ein kleiner Strand mit drei verschiedenen Wellen. Zwei Pointbreaks nach rechts und links und einem Beachbreak, der selbst, wenn die anderen nicht funktionieren, noch weiter läuft. Dort kommen wir am Nachmittag an und finden in einem kleinen Restaurant einen gratis Schlafplatz. Wir bestellen zum Abendessen eine leckere Pizza, die wir mit Aussicht aufs Meer verspeisen. Am nächsten Morgen reicht es noch für eine kurze Surfsession, dann geht es weiter.





Der Strand, auf den wir uns nämlich richtig gefreut haben, heisst Sunzal und ist wegen seiner perfekten Longboardwelle bekannt. Täglich präsentiert sich dort eine zwar eher langsame, aber kräftige Welle, die, wenn sie über die ganze Distanz des Steinufers bricht, eine Länge von 200-300 Metern erreichen kann. Auf einem grossräumigen Camping direkt am Anfang der Welle finden wir einen ausgezeichneten Schattenplatz unter einem Mangobaum. Sogleich wollen wir die Welle abchecken. Es scheint wohl noch ein wenig Zeit zu brauchen, da der starke Wind eine schöne Formation verhindert. Zum Glück sollte er zum Sunset hin schwächer werden. So laufen wir gleich weiter in das nächste Dorf El Tunco. Es ist ein ursprünglich kleines Fischerdorf, das über die letzten zehn Jahre durch den Surftourismus und das Entwicklungsprojekt "Surf City" der el salvadorenischen Regierung ein mächtiges Wachstum hinter sich hat. Nun ist es eine unwiedererkennbare Touristenhölle, in der man an jedem Abend der Woche feiern gehen kann und in allen Restaurants eine amerikanische Sportliga läuft. Es gefällt uns nur mässig und wir sind froh, dass man von unserem Camping aus von dem Ganzen nicht so viel mitbekommt. Mit einer Choco-Banano ausgestattet, machen wir uns wieder auf den Weg zurück. Bevor wir zur Sunsetsession aufbrechen, bleibt noch Zeit für ein Schach.

Wie wir schon vermutet haben, hat man hierzulande zwar ausgezeichnete Wellen, allerdings muss man sie mit ungefähr sechzig Personen teilen. Dank der Länge der Welle verteilt sich die Masse aber trotzdem ein wenig und wir können den Sunsetsurf geniessen.



Ganz früh am nächsten Morgen, noch im Halbschlaf, hören wir ein Auto auf den Campingplatz einbiegen und sich neben uns stellen. Wir vermuten, dass es Blueberry ist, Jorges Auto. Der ist mittlerweile nämlich ebenfalls in El Salvador und hat uns dieses Camping vorgeschlagen. Und tatsächlich, als wir einige Stunden später verschlafen aus dem Van steigen, sitzt er schon mit seinem Computer neben uns und arbeitet. Die Freude über das Wiedersehen ist gross und wir begrüssen uns herzlich. Das ist jetzt ungefähr das sechste Mal, dass wir uns über den Weg laufen. Auch die anderen Gäste des Campingplatzes sind sehr sympathisch. So verbringen wir die nächsten Tage hauptsächlich mit surfen, in der Hängematte chillen, interessanten Konversationen und viel Schach gegen alle, die wollen. Zwischendurch haben wir beide einen kurzen Friseurtermin. Mit Jorges Bartrasierer schneiden wir Philips Seiten auf null und auch Cora legt sich unters Messer. Sie liebäugelt schon seit einiger Zeit damit, sich ihre Haare um die Ohren herum komplett abzurasieren. Fiji, eine junge Schweizerin, die mit ihrem Hund neben uns in einer Hängematte campt, erklärt sich dazu bereit, das Umstyling durchzuführen. Das Resultat ist gewöhnungsbedürftig, begeistert aber alle Anwesenden, auch Cora selbst.





Nach knapp einer Woche an diesem wunderschönen Ort, entschliesst sich Jorge dazu, aufzubrechen. Wir hingegen verweilen noch zwei weitere Nächte, da sich für den nächsten Tag ein Besuch angekündigt hat. Theotime und Paul werden mit dem Bus aus Guatemala anreisen und sich zu uns gesellen. Während wir gerade entspannt in der Hängematte liegen, treffen sie ein. Sie haben einen riesigen Hunger, darum nehmen wir sie direkt mit zu unserem Lieblingsessensstand. Hier werden Pupusas verkauft, eine el salvadorensische Spezialität, die wir seit einer Woche jeden Abend zu uns nehmen. Für nur 50 Rappen bekommt man eine der mit Queso, Frijol oder Pollo (oder allem) gefüllten Teigtaschen. Sobald alle zufreiden und gesättigt sind, machen wir uns auf nach El Tunco. Paul und Theotime möchten sich beide Surfboards kaufen, das Mieten eines Bretts ist so teuer, dass es sich bereits für zwei Wochen lohnt, eins zu kaufen und später wieder zu verkaufen. Sie leihen sich beide eins aus und testen es am darauffolgenden Tag. Wir haben viel Spass bei der Surfsession zu viert und versuchen, so viele Wellen wie möglich zu bekommen. Theotimes Board gefällt ihm zwar von der Form, ist allerdings in einem eher schlechten Zustand. Uns fällt auf, dass es sehr grosse Ähnlichkeiten mit dem Brett hat, das Philip sich in Puerto Escondido gekauft hat, aber im Moment fast nie benutzt. Also bieten wir ihm an, es zu kaufen. Er probiert es aus und ist sofort begeistert. Also verabschieden wir uns wenige Stunden später von den beiden und haben nun ein Surfbrett weniger im Gepäck.

 
 
 

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