Una Parada en El Paredon
- Cora
- 3. März 2023
- 4 Min. Lesezeit
Um den Mechaniker ist es über die letzten Tage ziemlich ruhig geworden. Langsam sind wir etwas misstrauisch und besorgt. Auf unsere Nachrichten antwortet er entweder gar nicht oder nur sporadisch und ans Telefon geht er auch nicht. Darum passt es gerade gut, dass Philip sich auf den Weg macht, um die Surfbretter aus dem Auto zu holen. Dann kann er Samuel einen Besuch abstatten und den Fortschritt beurteilen. Cora bleibt so lange in Antigua, da man den Boardbag auch alleine tragen kann und die Busfahrten für sie immer der Horror sind. Philip erreicht Xela spätabends, mietet sich ein Zimmer für die Nacht und trifft Samuel am nächsten Morgen. Es erwartet ihn eine riesige Überraschung. Der Mechaniker sieht todesfertig aus und stinkt aus weiter Entfernung nach Alkohol. Am Auto hat er praktisch noch gar nichts gemacht. Wütend und enttäuscht beginnt Philip, ihn zusammenzuscheissen. Daraufhin fällt Samuel komplett in sich zusammen und fängt an zu weinen. Er beichtet Philip, dass er die letzten Tage nicht geschlafen, sondern nur getrunken hat. Er ist Alkoholiker und hatte über Neujahr einen Rückfall. Dies sei schon lange nicht mehr vorgekommen. Völlig überfordert probiert Philip, in zu trösten und ermutigt ihn, nichts mehr zu trinken und mit den Arbeiten fortzufahren. Dann ruft er Cora an, um ihr die Neuigkeiten zu berichten. Nach ausführlicher Diskussion beschliessen wir, das Auto bei Samuel zu lassen und ihm noch eine Chance zu geben. Philip schickt ihn nach Hause, damit er sich ausruhen und ausnüchtern kann. Ausserdem organisiert Philip den Kontakt des Mannes, dem Samuel unseren ausgebauten Motor zur Reparatur geben soll. Dieser verspricht, dass er uns hilft, den Mechaniker sowie das Voranschreiten der Arbeiten zu überwachen. Schliesslich macht Philip sich mit einem riesigen Boardbag gefüllt mit drei Brettern, einer Hängematte und all unseren Badesachen auf den Weg zurück nach Antigua.
Dort schlafen wir noch eine Nacht, bevor es nach El Paredon geht. Dies ist der berühmteste Surfspot Guatemalas. Von einem Shuttle werden wir morgens abgeholt und an den Strand gebracht. Wir sind überrascht über die teuren Preise hier. Für ein Dorm-Bett zahlt man mindestens 15 Franken. Nach längerer Suche finden wir jedoch ein Hostel, das von einer lokalen Familie geführt wird. Wir handeln aus, dass wir nur für eine Person zahlen, dafür aber beide im gleichen Bett schlafen. Zum Glück sind wir das Schlafen auf engem Raum dank Gorda gewohnt.


Das Dorf gefällt uns sehr gut, obwohl es relativ klein ist. Es gibt eine Hauptstrasse, von der mehrere Sandwege Richtung Strand abgehen. Schon bald werden wir Stammgäste im lokalen Comedor "Jolis", wo man das leckerste und günstigste Essen findet. Wir treffen ausserdem auf ein paar bekannte Gesichter, denen wir schon in Mexico begegnet sind.
Unser Hostel "Where Charlie" gibt es erst seit ungefähr einem Jahr. Der jüngste aller Söhne (16) ist mit der Idee gekommen, ein Familien-Business zu starten. Also hat er sich mit der Nutzung sämtlicher Inernet-Buchungs-Seiten etc. vertraut gemacht und organisiert nun die gesamte Administration selbstständig. Die Mutter kocht jeden Morgen Frühstück für die Gäste, während der Vater die Bauarbeiten übernimmt und der ältere Bruder sowie die kleine Schwester sonstige Arbeiten erledigen. Unserer Meinung nach verfügt das Hostel aber über zu wenig Aufenthaltsmöglichkeiten. Der Fokus liegt eher auf Quantität, statt auf Qualität. Mit jedem weiteren Bett wird mehr Umsatz gemacht, was dazu führt, dass fast kein Platz mehr für anderes bleibt. Es gibt zwar zwei kleine Plastiktische draussen, diese sind jedoch gleichzeitig das Wohnzimmer der Familie. Für uns macht das aber keinen grossen Unterschied, da wir unsere Hängematte unter einer Palappa am Strand gespannt haben und jeden Tag dort verbringen. Unser Programm besteht aus surfen, lesen, essen, Beach Volleyball spielen, slacklinen und entspannen. Durch unsere Dauerpräsenz am Strand lernen wir schnell einige Locals kennen. Darunter auch Adexa, die das kleine Hostel "Surf Shack" im Ort führt. Dort gibt es Einzelzimmer zu einem guten Preis. Nach neun Nächten im Charlies wechseln wir zu ihr, um etwas mehr Komfort zu geniessen. Ihre drei Cabañas aus Holz in dem grünen Garten sind mit Liebe dekoriert und es mangelt nicht an Hängematten.


Einen anderen Kontakt knüpfen wir mit Theo. Er ist ein kanadischer Expat Anfang 50, der seine Firma für 15 Millionen verkauft hat und nun mal hier, mal dort lebt. Einige Grundstücke in El Paredon gehöhren ihm. Seine Gesellschaft ist angenehm, denn er hat viel zu erzählen und kennt so ziemlich jeden im Dorf. Er versucht, der lokalen Community so gut es geht zu helfen, indem er z. B. Medikamente importiert, Kondome verteilt oder Krücken und sonstige Gegenstände zur Verfügung stellt. Durch ihn lernen wir Noe kennen. Als ehemaliger Pfleger im Krieg hat er als einziger im Dorf medizinische Erfahrung und ist deswegen die Anlaufstelle sämtlicher Bewohner*innen. Er erzählt uns, wie er mit den wenigen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, sein Bestes versucht. Dabei ist es egal, worum es sich handelt, er nimmt sich allem an. Sogar mehrere Babys musste er schon zur Welt bringen, einige davon im Auto auf dem Weg in ein Krankenhaus. Das ist für uns natürlich sehr spannend zu hören und wir geniessen das Gespräch mit ihm.
Die Zeit am Strand tut uns sehr gut. Wir merken, dass das Leben hier viel entspannter ist und das ist nach unserer Erfahrung in Xela genau das, was wir gerade brauchen!

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