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Wellen, Freunde und ein bisschen Öl

  • Autorenbild: Cora
    Cora
  • 26. Nov. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Das nächste Dorf nach Mojon ist Barra de la Cruz. Philip will unseren Surftrip in Oaxaca nicht abschliessen, ohne diese weltberühmte Welle gesurft zu haben, deswegen statten wir Barra nochmal einen Besuch ab, diesmal mit Surfbrettern. Wir erwischen einen sehr stürmischen Tag und die Wellen sind äusserst chaotisch, was aber auch seine Vorteile hat. Statt der üblichen 50 Surfer*innen befinden sich nur drei Leute im Wasser. Während Philip sich im Meer austobt, macht Cora einen langen Nap in der gemütlichen Gorda und wartet den Regen ab. Gegen Mittag beruhigt sich das Wetter, sodass wir gemeinsam eine zweite Surfsession starten wollen. Leider sind die Wellen grösser und aggressiver als erwartet und es spült Cora schnell wieder zurück an den Strand, dieser Paddle-out liegt noch über ihrem Niveau. Das ist aber gar nicht schlimm, ihre Schultern bedanken sich nach einer Woche surfen in Mojon für den Erholungstag.


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Sowohl die Flamme unseres Gasgrills, als auch unsere Bargeldreserve im Portemonnaie werden immer kleiner, weshalb wir uns schon am darauffolgenden Tag zurück nach la Crucecita, der nächstgelegenen Stadt, aufmachen. Es gibt nämlich nirgendwo sonst einen Bankomat oder eine Gasauffüllstation. Nicht die beste Planung unsererseits, da wir den bereits zurückgelegten Weg jetzt nochmal fahren müssen, aber sei's drum.


Mit neu aufgestockten Vorräten fahren wir nach Conception Bamba. Schon bei unserer Einfahrt sehen wir, dass sich hier, wie in Puerto Escondido, ein kleines Camp gebildet hat. Das überrascht uns kein bisschen, denn dieser Ort ist perfekt für Mobilehomes. Es gibt genügend Platz, um kostenlos zu parken, zwei kleine Restaurants mit leckerem Essen und zwei Surfspots, von denen immer mindestens einer funktioniert. Wir sprechen mit Osvaldo, dem Besitzer des Restaurants "Blue Rock" und schliessen einen Deal ab, sodass wir für etwas Geld seine Sanitäranlagen benutzen dürfen. Vor seinem Restaurant steht schon ein anderer Camper, der mit einem Zwilling von Gorda unterwegs ist. Dieser steht aber auf lockerem Sand und wird, als er sich verabschieden möchte, mit einem Rad komplett eingegraben. Zusammen mit vier Locals benötigen wir zwei Stunden, um ihn wieder freizubekommen.

Gewisse der anderen Reisenden, die hier ihr Camp errichtet haben, kennen wir schon aus Puerto Escondido. Man trifft sich eben immer wieder. Die nächsten Tage verbringen wir hauptsächlich im Wasser, oder im überlebenswichtigen Schatten bei Osvaldo. Man hat immer Gesellschaft, teilt sich Schattenplätze und Wellen.


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Wir werden von allen sehr herzlich empfangen und fühlen uns hier vom ersten Moment an sehr wohl. Als an einem Abend das Gesprächsthema, wie man Grenzen überquert, aufkommt, nutzen wir die Chance, um die anderen ein wenig auszufragen. Wir bemerken schnell, dass unsere Vorstellung nicht ganz der Realität entspricht und wir mit unseren momentanen Dokumenten auf Probleme stossen könnten. Dies beschäftigt uns, da wir Gorda auf keinen Fall zurücklassen wollen. Wir kaufen uns darum ein paar Tage Internet, um unsere Recherche zu starten.


Da der Strand primär von zwei grossen, menschengemachten Steinwällen geprägt ist, dauert es nicht lange, bis die ersten Schäden an den Surfbrettern entstehen. Flickzeug ist hier unmöglich aufzutreiben und wer es besitzt, teilt es eher ungern. Also kontaktieren wir Semi und Jorge, zwei Reisende, die sich immer noch in Puerto Escondido aufhalten und fragen sie, ob sie vor ihrer Abreise noch ein paar Einkäufe für uns machen könnten. Es ergibt sich perfekt, da sie sich sowieso bald auf den Weg nach Bamba machen wollen, aber die Planung ist etwas ungewiss, da sie beide sehr entspannt und spontan sind. Ein paar Tage später erhalten wir eine Nachricht von ihnen, dass sie es doch nicht schaffen und in Barra de la Cruz bleiben möchten, trotzdem taucht eines Morgens plötzlich ihr Van (übrigens noch ein Zwilling von Gorda, genannt Blueberry) neben uns auf. Wir freuen uns, die beiden wiederzusehen und nun Besitzer*innen der kostbaren Ware zu sein.


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Ein Highlight dieser Woche: Eines Abends kreuzt ein alter Mann mit seinem Pferd im Restaurant auf. Wir kommen mit ihm ins Gespräch und er leiht uns das Pferd für eine Stunde aus. Wir reiten beim Sonnenuntergang auf Saphiro den Strand entlang. Als Gegenleistung spendieren wir dem Besitzer ein paar Biere.


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Die Mehrheit der Leute, die wir hier angetroffen haben, als wir ankamen, sind bereits wieder weitergereist. Wir verbringen also noch einige Tage alleine mit Semi und Jorge, was uns aber überhaupt nicht stört, da sie über die letzte Zeit zu unseren Lieblings-Reise-Kumpanen geworden sind.

In der Wettervorhersage werden perfekte Bedingungen zum Surfen angesagt, die wir nutzen wollen, um Punta Conejo, unserem allerersten Surfspot, nochmal einen Besuch abzustatten. Nachdem wir uns von Osvaldo, Semi und Jorge verabschiedet haben, fahren wir zum Grundstück von Vito, der uns dort letztes Mal hatte kostenlos schlafen lassen, in der Hoffnung, dass er wieder so gastfreundlich ist. Wir werden sofort freundlich von den Bauarbeitern auf dem Grundstück, die uns wiedererkennen, begrüsst, kontaktieren Vito und bekommen das Okay, hier so lange wie wir wollen zu stehen.

Die Vorhersage hat nicht gelogen, die Wellen sind wirklich ausgezeichnet, wir verbringen den ganzen Tag am Strand unter einem kleinen, improvisierten Schattenplatz. Die Bedingungen sollen allerdings noch besser werden und wir freuen uns sehr auf die kommenden Tage. Am nächsten Morgen stehen wir also früh auf und laufen über die Dünen zum Meer. Wir können unseren Augen kaum trauen, als wir den Strand mit den schönsten Wellen, die wir hier je gesehen haben, menschenleer vorfinden. Voller Vorfreude wärmen wir uns auf und sind schon fast im Wasser, als uns ein Pärchen anspricht. Sie erzählen uns, dass es gestern Abend einen Öl-Unfall im nahegelegenen Containerhafen von Salina Cruz gegeben hat und raten uns stark davon ab, surfen zu gehen. Und da sehen wir es plötzlich. Ganz auf die Wellen konzentriert, hatten wir vorhin nicht bemerkt, dass das gesamte Ufer von einer schwarzen Schicht bedeckt ist. Auch in der Luft liegt ein leichter Geruch von Benzin. Die gesamte Bucht ist kontaminiert! Entsetzt und verärgert treten wir den Rückzug an. Hier kann man in der nächsten Zeit wohl kaum noch schwimmen gehen.


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Nach einem kurzen Anruf bei Semi und Jorge erfahren wir, dass Bamba bis jetzt noch verschont geblieben ist. Wir machen uns sofort auf den Weg, um noch vor dem Öl dort anzukommen. Belustigt nehmen uns Semi und Jorge nach nur zwei Tagen wieder in Empfang. Es stellt sich im Laufe der Zeit heraus, dass Conception Bamba eine der einzigen Buchten ist, die von der Katastrophe nicht betroffen zu sein scheint. Solange dies so bleibt, sind wir also gezwungen, hier zu verharren. Im hinteren Bereich von Osvaldos Restaurant richten wir mit Semi und Jorge eine Art Wohnzimmer mit unseren Hängematten, Campingstühlen und -tischen und unserem Gasgrill ein. Ausserdem haben wir einen eigenen Camp-Hund, den wir Chipotle taufen. Er ist ein Streuner vom Strand, der es liebt, von uns geknuddelt zu werden. So lässt es sich leben!


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