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Zwischen Wellen und Manglar

  • Autorenbild: Cora
    Cora
  • 13. März 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt in El Paredon ist das Surfen. Der Spot ist ein langgezogener Beach Break, der je nach Gezeiten und Swellgrösse komplett variiert. So ist es nicht ungewöhnlich, dass es am selben Tag bei Ebbe steile, schnelle Wellen gibt, deren Lip durch den Off-Shore-Wind fast schon Tubes bildet, während man bei Flut eine gemütlichere Sunset-Session geniessen kann. Allerdings können die Sandbänke ab einer gewissen Wellengrösse die Kräfte nicht mehr aushalten, sodass eher Closeouts entstehen. Dies macht vor allem den Paddle-Out ziemlich anspruchsvoll. Cora gerät mit ihrem 50 Liter Brett in Schwierigkeiten. Es wird für sie zu einem Ding der Unmöglichkeit, raus ins Line-Up zu kommen. Deswegen setzt sie zwischendurch immer ein paar Tage aus, während Philip sich weiterhin mächtig austobt. Für ihn ist der Surfspot perfekt, da er ihn herausfordert und er sich so verbessern kann.

Am besten meistern die lokalen Kids die Welle. Sie haben ihr Leben lang noch nichts anderes gesurft und kennen den Ort in- und auswendig. Einige von ihnen haben wirklich Potenzial. Pepe Pollo z. B. liefert Threesixtys am laufenden Band und auch die anderen können sich sehen lassen. Ihre Geschichte ist jedoch etwas traurig. Obwohl hier so viel Talent vorhanden ist, fehlt die Förderung und das Geld. Sogar die besten haben keine eigenen Bretter, sondern bekommen mittelklassige Boards von der Surfschule als Gegenleistung für ihre Surfstunden gestellt. Sponsoren hat fast keiner und das Geld reicht meistens nicht, um an Turniere zu gehen, die ausserhalb von Guatemala stattfinden. Trotzdem haben sie ihre Freude am Sport noch nicht verloren und es ist immer ein Spektakel, ihnen zuzuschauen.



Nach einer Woche bei Adexa gibt es leider kein Zimmer mehr für uns, also wechseln wir wieder zurück ins Charlies. Erneut teilen wir uns ein Bett, um Geld zu sparen. Die Arbeiten an Gorda schreiten voran, das Ende ist aber immer noch nicht absehbar. Wir verbringen viel Zeit mit der Familie des Charlies. Carlos, der das Hostel führt, stellt uns viele Fragen über andere Unterkünfte und wie diese organisiert sind. Wir geben ihm Tipps, so gut wir können und schlagen Verbesserungen vor.

Während unserer Abwesenheit ist die Charlie Family um ein Mitglied gewachsen. Paul, ein französischer Volunteer in unserem Alter, unterstützt seit neustem das Team. Carlos und sein Bruder müssen nämlich einmal pro Woche in die Schule und können währenddessen die Rezeption nicht besetzen. Dafür ist jetzt Paul da. Ansonsten halten sich seine Aufgaben eher in Grenzen. Wir kommen mit ihm ins Gespräch und verstehen uns ziemlich gut. Nach einer Weile erfahren wir von seiner bisherigen Reise: Er ist als Hitchhiker über den Atlantik von Frankreich in die Karibik gesegelt. Cora ist sofort ganz Ohr und fragt ihn über alles Mögliche aus. Er erzählt, dass er vorher noch keinerlei Segelerfahrung hatte und trotzdem einen Platz auf einem Boot gefunden hat. Dafür verbrachte er einige Zeit in Häfen, wo er sämtliche Crews anquatschte. Das bringt uns auf eine Idee...


Das Dörfchen El Paredon liegt zwischen zwei Gewässern. Auf der einen Seite befindet sich der Strand, auf der anderen ein Mangroven-Wald. Die Locals gehen dort häufig fischen. Als Carlos Bruder und zwei weitere Freunde sich zum Fischfang aufmachen wollen, fragen wir sie, ob sie uns mitnehmen. Sie zögern zuerst etwas, stimmen dann aber zu. Zu fünft quetschen wir uns in ein Mini-Kanu, das bei jeder Bewegung vollzulaufen droht (Schöpflöffel aus aufgeschnittenen Plastikflaschen liegen schon griffbereit). Mit einem Netz fangen wir ein paar Fische, gross ist die Ausbeute allerdings nicht. Zusätzlich zu den Fischernetzen haben die drei Steinschleudern dabei. Sie halten nämlich nach Leguanen Ausschau, die normalerweise in den Bäumen sitzen und mit Tomaten angeblich superlecker sind. Auch hier haben wir leider wenig Glück. Die Leguane sind schlau genug, sich nicht zu zeigen. Die Steinschleudern werden lediglich benutzt, um auf kleine Entenbabys zu schiessen, die jedoch (zu Coras Zufriedenheit) entkommen können.



Eines Abends entdecken wir neben unserer Stamm-Palapa am Strand Leute, die mehrere Zelte und Pavillons aufbauen. Es sind auch Werbetafeln verschiedener Sponsoren zu sehen. Philip ist schon ganz aufgeregt, dass vielleicht ein Surf-Contest stattfindet. Das Ganze entpuppt sich jedoch als Ironman-Triathlon. Wer hätte gedacht, dass man ein solches Event bei dieser Hitze durchführen kann. Einer der Teilnehmer, Juanma, ist im Charlies untergebracht. Er berichtet uns, dass sie zuerst in den Mangroven schwimmen werden, dann aufs Fahrrad wechseln und schliesslich die letzten Kilometer bis an den Strand rennen, wo auch die Sieger*innen geehrt werden. Der Start wird um sechs Uhr morgens sein. Am nächsten Tag begeben wir uns gegen 11 Uhr zu unserer Hängematte, die nun mitten im Zielbereich hängt. Perfekt also, um die ersten Finisher*innen zu beobachten. Die Hitze hat offensichtlich eine grosse Rolle gespielt, da viele, auch Juanma, auf der Strecke Kreislaufprobleme bekommen. Trotzdem schafft er es, erster seiner Altersklasse (24-29) zu werden.



Zwischendurch gibt es für uns einmal mehr einen Grund zu feiern. Philip hat Geburtstag und wird 22! Den Tag verbringen wir eigentlich wie sonst gechillt am Strand und surfen, genehmigen uns aber ausnahmsweise ein leckeres Dessert in einem französischen Restaurant. Sein Geschenk ist ein Schachbuch mit Tipps und Theorien, das Cora heimlich in Antigua gekauft hat. Seit Simon (Philips Bruder) uns in San Cristobal so oft geschlagen hat, hat uns der Ehrgeiz gepackt. Wir spielen jeden Tag mehrere Partien und versuchen uns konstant zu verbessern. Philip ist dabei noch etwas mehr bei der Sache als Cora. Hoffentlich wird ihn das Buch weiterbringen!



Nach einer Woche im Charlies erhalten wir die Nachricht, dass Gorda bald wieder startklar ist. Wenige Tage später stehen wir also um fünf Uhr morgens bereit an der Bushaltestelle. Zum Glück haben wir dieses Mal keine Surfbretter dabei. Die dürfen wir nämlich im Charlies lagern. Wir haben vor, mit Gorda nochmal in El Paredon vorbeizukommen, da das sowieso auf dem Weg nach El Salvador liegt. Man braucht nur zwei Busse, um vom Strand zurück nach Xela zu gelangen. Die Fahrten ziehen sich jedoch ins Unendliche, sodass wir erst um ein Uhr nachmittags, also knapp acht Stunden später, vor Gorda stehen. Samuel ist noch voll mit den letzten Arbeiten beschäftigt. Dies stört und aber überhaupt nicht, Hauptsache er hat die Alkoholfahne vom letzten Besuch abgelegt.



 
 
 

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