Überbrückungsprogramm Teil 1
- Cora

- 30. Juli 2022
- 3 Min. Lesezeit
Den nächsten Tag nutzen wir dafür, einfach mal gar nichts zu tun. Wir chillen in unserem Bett, schauen ein paar Episoden einer Serie und werden von Passanten, die nur wenige Meter neben uns auf dem Bürgersteig vorbeilaufen, verdutzt angelächelt. Ausserdem freunden wir uns mit unserer temporären Nachbarin, der Besitzerin einer Pasteleria, an. Dies verschafft uns auch den Zugang zu ihrer Toilette, in der sich auch eine Art Dusche befindet. So müssen wir nicht immer zehn Minuten zum nächsten Einkaufszentrum laufen.
Nach einer guten Nacht Schlaf, die nur durch die Musik eines Strassenstandes, der auch eine Diskothek zu sein scheint, gestört wird, fühlen wir uns ein wenig produktiver. Wir planen eine Küche aus den noch übrigen Holzresten und fangen an, diese in die richtigen Grössen zu sägen. Bald wird unsere Unternehmenslust aber von einem gigantischen Regenschauer unterbrochen, was uns dazu zwingt, das gestrige Programm zu wiederholen. Dieses Mal ist es aber nicht Netflix, wir entschliessen uns spontan, ins Kino der Mall zu gehen und Jurassic World zu schauen.
Da die Ankunft unseres neuen Motors noch nicht absehbar ist, er muss nämlich aus Mexico City hergebracht werden, wollen wir nochmal für ein paar Tage verreisen. Wir entscheiden uns für Playa del Carmen, einen Ort, den wir eigentlich nach unserem Aufenthalt in Cancun von unserem Programm gestrichen hatten. Da wir jetzt aber Zeit haben, wagen wir uns doch noch einmal in die Touristenhölle.
Wir wollen mal wieder eine Cenote besuchen, den Jardín del Eden. Ein Trucker und eine Mexikanerin der Oberschicht, die mit ihrem Chauffeur unterwegs ist, nehmen uns je einen Weg mit, um Geld abzuheben. Wir wurden nämlich am Eingang der Cenote abgewiesen, da unser Bargeldvorrat nicht ausreichte. Zum Glück gibt es freundliche Leute, die auch zwei verirrten Hitchhikern helfen wollen.
In der Cenote angekommen, erwartet uns das Paradies. Im Gegensatz zu den bisher besuchten Cenoten ähnelt diese mehr einem Teich inmitten des Jungels als einem tiefen Loch. Zum ersten Mal haben wir auch unsere Schnorchelausrüstung dabei und begeben uns auf Erkundungstour. All unsere Erwartungen werden übertroffen. Neben den unzähligen bunten Fischen entdecken wir auch eine kleine Süsswasserschildkröte und zwei grosse Flusskrebse. Cora kann es sich nicht entgehen lassen, den Krebs anzustupsen, der daraufhin mit einem unglaublichen Tempo in Richtung Philip entflieht.
Natürlich fehlt auch hier nicht die Sprungplattform, sodass Philip seine obligatorischen Sprünge tätigen kann. Cora ist so kurz davor, ihren ersten Backflip von ca. 4 Metern zu machen, traut sich dann aber doch nicht so ganz. Egal, nächstes Mal vielleicht.


Wir erfahren, dass es nur eine halbe Stunde von Playa del Carmen entfernt eine Bucht gibt, in der man mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit beim Schnorcheln Meeresschildkröten beobachten kann. Dies sei allerdings nur mit einem Guide und in Gruppen möglich. Wie man uns kennt, wollen wir trotzdem versuchen, es ohne Guide und gratis zu machen. Unser Plan ist es, unseren Rucksack ohne Wertsachen am Strand zu lassen und auf eigene Faust zu den Schildkröten raus zu schwimmen. Also nehmen wir früh morgens das Collectivo (ein öffentliches Taxi mit bis zu 14 Plätzen) nach Akumal. Dort begreifen wir schnell, dass unser Plan nicht funktionieren wird. Der Strand ist komplett abgeriegelt und der Bereich, in dem sich die Schildkröten befinden, wird von Guides patrouilliert. Im Wasser tummeln sich schon fröhlich sie tausenden Tourist*innen in leuchtenden Schwimmwesten. Da wir jetzt aber schonmal da sind, sehen wir uns gezwungen, auch an dem Treiben teilzunehmen. Zufälligerweise treffen wir auf eine argentinische Familie, die uns vom Jardín del Eden wiedererkennen. Sie nehmen uns freundlich in ihre Gruppe auf und verschaffen uns dadurch einen etwas besseren Preis. Auf der geführten Tour sehen wir sogleich unsere erste Meeresschildkröte. Der Anblick ist bezaubernd, jedoch fehlt es uns bei dieser Erfahrung ein wenig an Authentizität. Die Schildkröten haben Mühe, zwischen den ganzen Schwimmwesten nach Luft zu schnappen und der durch Leinen angezeigte Weg hindert einen daran, den ganzen Meeresgrund zu erforschen. Trotzdem geniessen wir den Anblick aus nächster Nähe und erblicken insgesamt sogar fünf Schildkröten, einige Rochen, einen Schwarm Calamares und viele Fische. Alles in allem kehren wir also sehr zufrieden zu unserem Hostel zurück. Playa del Carmen hat auf jeden Fall auch seine schönen Seiten, allerdings ist dafür meist eine kurze Fahrt in einem bis auf den letzten Platz besetztem Collectivo nötig.
Geschrieben in Collaboration mit Philip.



Kommentare